Ausstellung zu Elsa Schiaparelli in Paris: eine Retrospektive (2024)

Ausstellung zu Elsa Schiaparelli in Paris: eine Retrospektive (1)

Ausstellungstipp

Kim Dang Mode

Eine grosse Retrospektive in Paris über Elsa Schiaparelli bringt ihr umfassendes Werk einem neuen Publikum näher. Die Modeschöpferin war vor siebzig Jahren dank Künstlerkollaborationen, bizarren Beauty-Produkten und der Farbe «Shocking Pink» weltberühmt.

Im September 1952 trat Elsa Schiaparelli in der Fernsehsendung «What’s my line?» auf – als prominenter Geheimgast im amerikanischen Original, Vorbild der deutschen Quizsendung «Was bin ich?». Nachdem sie mit Kreide schwungvoll ihren Nachnamen an die Wandtafel geschrieben hatte, ging es gerade einmal dreieinhalb Minuten, bis Bennett Cerf vom «blinden» Beruferaten-Panel die richtige Lösung erriet: Elsa Schiaparelli (1890–1973) zählte schliesslich zu den wenigen weltberühmten Modenamen der damaligen Zeit.

Zwar schloss Schiaparelli zwei Jahre nach ihrem heiteren TV-Auftritt – hoch verschuldet – die Tore ihrer Maison, aber gut siebzig Jahre später ist ihr Name wieder modisch hoch im Kurs. Trend: weiterhin steigend. Stars kleiden sich für den roten Teppich und Fotoshootings in neue Schiaparelli-Entwürfe, pompös-dramatische, teilweise aberwitzige Kreationen: Nach einem fast fünfzigjährigen Dornröschenschlaf erwacht die Pariser Maison mit italienischen Wurzeln wieder zu neuem Leben. Über eine Beauty-Linie, angelehnt an die historischen Produkte mit surrealen Verpackungen, wird gemunkelt.

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Die neue Strahlkraft des Namens Schiaparelli ist unter anderem dem Amerikaner Daniel Roseberry zu verdanken, Kreativchef seit 2019, im Hintergrund stehen CEO Delphine Bellini und der Inhaber, Tod’s-Chef Diego Della Valle. Er erwarb 2007 die Markenrechte und später auch den ursprünglichen Hauptsitz an der Place Vendôme 21 und brachte den Relaunch der Marke dank einer Reihe wechselnder Kreativchefs ins Rollen.

Mehr über die Ursprünge und die Historie erfahren

Dass nun das renommierte Musée des Arts Décoratifs in Paris der Modeschöpferin Elsa Schiaparelli eine Retrospektive widmet, ist cleveres Timing: Einerseits profitiert die Kulturinstitution vom aktuellen Hype um die Marke, andererseits ist es an der Zeit, dass das neu gewonnene Publikum mehr über die Ursprünge, die Historie dieser Maison erfährt. Heritage ist eine heiss begehrte und wertvolle Währung in der Luxuswelt.

Kein Zweifel, Schiaparelli zählt zu den bedeutendsten Modenamen der vergangenen hundert Jahre. Ihr Einfluss ist in der Geschichte der Mode ebenso wichtig wie jener von Christian Dior, der von ihrer einstigen Erzrivalin Gabrielle Chanel und jener von Yves Saint Laurent: Schiaparelli war eine Art Punk ihrer Zeit, verkehrte mit der damaligen Avantgarde, auch wenn sie als Spross aus der italienischen Aristokratie in der feinen Pariser Gesellschaft verkehrte. Sie liebte es zu provozieren und rebellierte in den zwanziger und dreissiger Jahren mit aufsehenerregenden Entwürfen gegen die bedrückende Enge der High Society. Dazu zählen vor allem Dalí-Entwürfe, etwa ein Kleid mit Hummermotiv, eine Robe mit aufgesticktem Skelett oder Hüte in Form eines Schuhs oder eines Koteletts.

Was viele auch nicht wissen: Künstlerkollaborationen sind nicht nur ein Phänomen der heutigen Zeit; Elsa Schiaparelli pflegte diese Praxis schon vor neunzig Jahren, entwarf in den dreissiger Jahren Kleider und Schmuck in Zusammenarbeit mit Dalí, Cocteau, Oppenheim oder Giacometti, war befreundet mit Man Ray und liess sich von den bedeutendsten Modefotografen wie George Hoyningen-Huene, Horst P. Horst und Cecil Beaton verewigen.

Ihre Kundschaft bestand dementsprechend aus einer illustren Schar eigenwilliger Frauen, etwa Mae West, Katherine Hepburn, Gala Dalí, Greta Garbo, Wallis Simpson. Das 1937 lancierte Parfum «Shocking» im Flakon in Form einer weiblichen Büste war ein Erfolg und soll zu Frida Kahlos Lieblingsdüften gezählt haben.

Neues Ausstellungs-Highlight

Die neue Schiaparelli-Schau «Shocking! Les mondes surréalistes d’Elsa Schiaparelli» eröffnet während der Pariser Haute-Couture-Woche, an der die Maison ebenfalls eine neue Kollektion präsentiert, und hat das Zeug zu einem Publiku*msliebling. Einerseits ist das Musée des Arts Décoratifs bekannt für gut kuratierte, aufregend inszenierte Ausstellungen mit einer Vielzahl hochkarätiger Exponate. Andererseits bietet das Werk Schiaparellis so viele bizarre, lustige und beflügelnde Kreationen, die oft auch Vorgänger und Vorlagen für das Verständnis der heutigen Populärkultur sind.

Unter den 577Exponaten sind 212Originalentwürfe von Elsa Schiaparelli, aber auch ikonische Gemälde, Skulpturen, Schmuck, Parfums, Keramiken, Poster und Fotografien von Schiaparellis illustren Freunden und Zeitgenossen. Denn auch ihr abenteuerliches Leben bietet interessante Aspekte.

Gezeigt werden auch Kreationen, die zu Ehren Schiaparellis von Mode-Ikonen wie Yves Saint Laurent, Azzedine Alaïa, John Galliano und Christian Lacroix entworfen wurden. Und natürlich fehlt auch Daniel Roseberrys kühne, zeitgenössische Neuinterpretation von Schiaparelli in der poetischen und immersiven Ausstellung nicht.

«Shocking! Les mondes surréalistes d’Elsa Schiaparelli», 6.Juli 2022 bis 22.Januar 2023, Musée des Arts Décoratifs in Paris.

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